Somatische Ökologie

Somatische Ökologie - Erfordernis unserer Zeit

Ausgelöst durch die menschengemachte globale Klimaveränderung ist die Menschheit dabei, sich und ihr Handeln in einem umfassenderen Naturzusammenhang zu begreifen und es ist höchste Zeit dafür. Was jedoch erst allmählich im öffentlichen Bewusstsein auftaucht, ist die Notwendigkeit, das Verhältnis zu unserem Körper als der Natur, die wir sind ebenfalls grundlegend zu verändern.

Der entfremdete Umgang mit unserem Körper entspricht unserem gestörten Verhältnis zur "äußeren" Natur

Wer Augen und Sinne öffnet, dem kann es nicht mehr verborgen bleiben: Wir leben in einer Kultur des Körperverlustes, die sich hinter einem enormen Körperkult verbirgt. Unser Körper ist etwas, das wir besitzen, nutzen, missachten oder auf Höchstleistung trimmen wie eine Maschine. Wir haben einen Körper statt verkörpert zu sein. Wir sind nicht mehr zu Hause in unserem Leib. Durch unsere Lebens- und Arbeitsweisen und nicht zuletzt durch die technologische Entwicklung und unsere wenig bewusste Art davon Gebrauch zu machen verlieren wir immer mehr den Kontakt zu unseren Sinnen und das Gefühl für unser Verkörpertsein. Unser Körper hat zu funktionieren, und wenn er das nicht mehr tut, dann lassen wir ihn durch „Experten“ reparieren. Leistet er nicht mehr was wir uns wünschen, dann gibt es einen Supermarkt pharmazeutischer Präparate. Gefällt er uns nicht mehr, dann gibt es die plastische Chirurgie, Bodydesign oder die Botoxspritze. Die Sprache unseres Körpers verstehen wir nicht, er muss mit Schmerzen schreien, um unsere Schwerhörigkeit zu durchdringen, nur um schnellstmöglich mit Schmerzmitteln wieder zum Schweigen gebracht zu werden. So machen wir unseren Körper zum "Bruder Esel" (Franz von Assisi), auf dem unser Ego mit seinen Fantasien von Leistung und ewiger Jugend reitet.

Dieser Zustand von Beziehungslosigkeit und Entfremdung zu unserem Körper liegt den meisten langwierigen und chronischen Beschwerden in unserer Zeit zu Grunde, verstärkt und verlängert sie. Er erzeugt ein unvorstellbares Ausmaß an gesellschaftlichen Kosten, persönlichem Leiden und Verlust von Lebensqualität und beraubt uns unserer Würde als verkörperte Wesen. Um wirklich lebendig zu werden ist es notwendig, unsere Sinne wieder zu reinigen und aufzuwecken und uns möglichst intensiv zu verbinden mit diesem unergründlichen, wunderbaren, schmerzerzeugenden, lustspendenden, alternden und mit Sicherheit sterblichen zeitweiligen Zuhause, das wir unseren Körper nennen. Dann könnte unser Körper uns etwas lehren, das weit über das Körperliche hinausgeht.

Die Industriegesellschaften brauchen eine Entwicklung in Richtung "Somatische Ökologie"

Jeder Mensch, der sich wieder mehr verkörpert, trägt unmittelbar zu seinem eigenen Lebensglück bei und verändert gleichzeitig die gesellschaftlichen Verhältnisse. Unsere Gesellschaft braucht viele Menschen, die an dieser Selbstveränderung teilnehmen, hier ist es aber viel einfacher möglich, weil es jeder auch für sich machen kann und sich selbst dadurch direkt belohnt, ohne auf anonyme politische Prozesse warten zu müssen. Wenn ich auf mein Auto verzichte, hat das für mein persönliches Wohlbefinden und das Klima nicht dieselbe unmittelbare Wirkung wie ein verbesserter Leibbezug auf meine Gesundheit und meine Lebensqualität. Nimmt Körperbewusstheit in unserer Gesellschaft zu und erreicht sie einen Schwellenwert, sozusagen eine kritische Masse, dann verändert sie implizit auch die Strukturen nicht nur im Gesundheitssystem, sondern ebenso in den Bereichen Arbeit, Freizeit, Verkehr und wahrscheinlich noch in vielen weiteren. Umweltbewusstsein hat etwa dreißig Jahre und eine Reihe schwerer Krisen benötigt, um aus einer Nischenexistenz herauszukommen, alle Lebensbereiche zu beeinflussen, in fast allen Staaten der Welt die Ministerebene zu erreichen und zu einem zentralen Thema der Weltpolitik zu werden. Eine ähnliche Aufmerksamkeit verdient der Umgang mit unserem Körper als der Natur die wir sind.

Bertram Wohak


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Körpertherapeut und Aikidolehrer in München
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